Sessions

Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis

Im Mittelpunkt der acht Sessions standen Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis. Dabei lagen die Schwerpunkte auf den aktuellen Herausforderungen für die mitteldeutsche Bildungslandschaft: Strukturwandel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und zukunftsorientiertes Verwaltungshandeln. Hier finden Sie die Kernthesen der Sessions noch einmal mit einer kurzen Erläuterung zusammengefasst.

Runde 1

Vier parallele Sessions standen am Vormittag zur Wahl. Im Mittelpunkt: Strukturwandel, digitale Transformation, Bildung für nachhaltige Entwicklung und zukunftsorientiertes Verwaltungshandeln.

Session 1: Strukturwandel in 3D – Bildungslandschaften zukunftssicher gestalten

Drei Ds prägen den Strukturwandel: Dekarbonisierung, demografischer Wandel und Digitalisierung. Jedes D birgt Herausforderungen für Bildung. Zugleich kann Bildung einen Beitrag zur Gestaltung dieser drei Ds leisten.

Dekarbonisierung lässt sich nur mit geeigneten Bildungsangeboten bewältigen. Diese tragen einerseits dazu bei, ein breites gesellschaftliches Bewusstsein für die Dringlichkeit von kohlenstofffreiem Wirtschaften zu schaffen. Andererseits müssen sie Kompetenzen für neue Technologien vermitteln, die beim Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien gefragt sind.

Um dem demografischen Wandel zu begegnen, ist es entscheidend, Bildung als Standortvorteil zu begreifen. Attraktive Bildungsangebote halten junge Menschen in der Region und ermöglichen älteren Menschen, am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren. Eine Folge des demografischen Wandels ist der Fachkräftemangel in vielen Berufen. Hier gilt es, frühzeitig Bedarfe zu erkennen und durch Berufsorientierung gegenzusteuern.

Die digitale Transformation verändert alle Bereiche des Lebens und Arbeitens. In der schulischen Grundbildung kommt die Vermittlung digitaler Kompetenzen bisher weitgehend zu kurz. Die frühe Förderung ist jedoch wichtig, denn sie legt den Grundstein für Aus- und Weiterbildung sowie Spezialisierung

Input: Sebastian Rudolf, GlasCampus Torgau / Dr. Michael Tiemann, Bundesinstitut für Berufsbildung / Damaris Berger und Robert Aßmann, Burgenlandkreis
Moderation: Carolin Jäckel, Dr. Stefan Haunstein und Dr. Tom Hoyer, Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland

   

Session 2: Bereit für die digitale Transformation? Thesen zur aktuellen Situation der Bildung                                  

Damit die digitale Transformation gelingen kann, bedarf es gemeinschaftlicher Aushandlungsprozesse zwischen Technik- und Anwenderseite. Grundlegende Kompetenzen, sich in einer digitalen Welt zurechtzufinden, sind mit guter analoger Bildung schon angelegt.                          

Digitale Transformation bedient sich digitaler Techniken, um Probleme zu lösen, Dinge zu verändern und bestenfalls zu verbessern. In ihrem Anspruch geht sie weit über das Digitalisieren als bloßes Übersetzen vom Analogen ins Digitale hinaus.

Digitale Transformation lebt von der Verständigung zwischen Technik- und Anwenderseite: Zwar eröffnen technische Entwicklungen immer neue Möglichkeitsräume, doch müssen diese auch zu den Ansprüchen der Anwenderinnen und Anwender passen. Iterative, ergebnisoffene Aushandlungsprozesse sind nötig, um einen digitalen Wandel gestalten zu können, der alle Teile der Gesellschaft mitnimmt.

Für die Orientierung in der digital transformierten Welt sind grundlegende Kompetenzen wichtig, etwa zum Lesen von Informationen, zum Problemlösen, zum Erzeugen von Inhalten, zu Kommunikation und Kollaboration oder zum Erkennen möglicher Sicherheitsrisiken. In der nicht-digitalen Welt machen wir uns ähnliche Fähigkeiten bereits zunutze. Dies zu erkennen, macht Menschen Mut, sich auf digitalen Wandel einzulassen.

Input: Prof. Dr. Johanna Sprondel, Beraterin Medien- und Kommunikationsmanagement für Verbände und Verwaltung

 

Session 3: Ins Handeln kommen – Bildung für nachhaltige Entwicklung kommunal verankern                             

Mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sollen Menschen nicht erzogen, sondern zu nachhaltigem Handeln befähigt werden. Dazu brauchen Kommunen Konzepte, die speziell auf ihre Situation abgestimmt sind und zivilgesellschaftliche Akteure einbeziehen.         

Ressourcen sind endlich und ungleich verteilt. Viele Probleme, die aus einem nicht nachhaltigen Verbrauch entstehen, haben globale Folgen, die Menschen lokal unterschiedlich treffen. Bildung sollte darauf abzielen, Kompetenzen für nachhaltiges Handeln zu vermitteln.

Grundlage dafür sind Bildungsprogramme, die bestimmten Prämissen folgen: Hierzu gehört eine Pädagogik, die nicht auf Erziehung, sondern auf Bewusstseinsbildung und Selbstbefähigung abzielt. Bildungsprogramme für nachhaltige Entwicklung können nicht allgemeingültig erstellt werden, sondern sollten auf spezielle Bedarfe jeder Kommune abgestimmt sein.

Dazu müssen Kommunalverwaltungen sich selbst als wichtige Akteure im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung begreifen und BNE als Querschnittsaufgabe sehen, die nicht einzelne Abteilungen betrifft, sondern im Sinne des „whole institution approach“ verstanden wird. Darüber hinaus ist Bildung für nachhaltige Entwicklung nur erfolgreich, wenn beim Erstellen von Bildungsprogrammen alle zivilgesellschaftlichen Akteure einbezogen werden. Gemeinsam entwickeln sie Bildungsangebote, die ökologische, soziale, kulturelle, wirtschaftliche und partizipative Aspekte berücksichtigen.

Input: Dr. Jörg Eulenberger, Nora Böhme und Judith Werner, BNE-Kompetenzzentrum Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune

 

Session 4: Schon immer so gemacht? Verwaltungshandeln neu denken

Um die aktuellen Herausforderungen in der Bildung zu bewältigen, ist die Verwaltung mehr denn je gefordert, sich zu verändern. Wandel passiert aber nicht, indem man ihn einfach verordnet. Stattdessen ist es wichtig, alle Betroffenen einzubeziehen und den Prozess gemeinsam zu gestalten.

Damit Verwaltungen auf gesellschaftliche Wandlungsprozesse reagieren können und in die Lage versetzt werden, diese erfolgreich mitzugestalten, sind Veränderungen im Verwaltungshandeln notwendig. Voraussetzung dafür ist es, ein Bewusstsein für Probleme zu entwickeln. Ebenso ist ein positives Verhältnis zu Veränderungen notwendig.

Oft gestalten sich Veränderungen, insbesondere bei ämter- und verwaltungsübergreifenden Themen, schwerfällig. Dies betrifft auch Bildungsthemen, beispielsweise, wenn es aktuell um Digitalisierung, Berufsorientierung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung geht. Um mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen Schritt zu halten, sollten Verwaltungen verstärkt agile Arbeitsweisen nutzen.

Hierbei eignen sich die sogenannten „liberating structures“ – Methoden, die darauf abzielen, alle Beteiligten einzubeziehen und durch strukturierte Arbeitsprozesse große Herausforderungen schrittweise zu bewältigen. Unabhängig von Hierarchie und Zuständigkeitsbereich bringen sich alle Mitarbeitenden eines Bereichs oder verschiedener Bereiche mit ihrem Wissen in Problemlösungen ein. So kann die Expertise vieler genutzt werden. Nicht einzelne Mitarbeitende, sondern alle sind an der Entwicklung neuer Maßnahmen beteiligt.

Input: Vanessa Burgardt, Amt für kreative Problemlösungen

Runde 2

Am Nachmittag standen ebenfalls vier parallele Sessions zur Auswahl. Die Themen hier: analog-digital vernetzte Bildungslandschaft, Strukturwandel, Integration und der Übergang Schule-Beruf.

Session 5: Digital und vernetzt – Bildungslandschaft Landkreis Anhalt-Bitterfeld                                

Digitaler Wandel gelingt nur mit Bildung. Digitale Bildungsangebote müssen alle Altersgruppen ansprechen und sowohl schulisch als auch außerschulisch bereitgestellt werden. Dafür bedarf es der Zusammenarbeit vieler Akteure.                            

Bereits in der Grundschule wird der Grundstein einer erfolgreichen digitalen Bildungsbiografie gelegt, auf die die weiterführenden Schulen und die Unternehmen in der Region später aufbauen können. Am Beispiel des Landkreises Anhalt-Bitterfeld zeigt sich, welche Bemühungen notwendig sind, um den Ausbau digitaler Bildungsangebote voranzutreiben.

Ein wichtiges Projekt in Anhalt-Bitterfeld ist das Netzwerk Digitale Lernlabore Anhalt (DiLeLa), das 30 Partner vereint. Das Projekt ruht auf zwei Säulen: Auf der einen Seite steht die Einrichtung von digitalen Lernlaboren, die Menschen aller Altersgruppen digitale Kompetenzen vermitteln und einen Bezug zu Unternehmen und Berufsbildern in der Informatik herstellen. Auf der anderen Seite wird die Vernetzung von Multiplikatoren und Akteuren der Bildung in der Region weiter vorangebracht.

Teil des Projektes ist ein Bildungsportal für das Personal der Kreisverwaltung. Dieses Portal soll zukünftig allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Damit ist die Basis gelegt, um eine serviceorientierte digitale Verwaltung aufzubauen. Hierfür sind weitere Kooperationen, interkommunale Zusammenarbeit und nicht zuletzt erhebliche finanzielle Mittel nötig.

Podium: Landrat Andy Grabner, Landkreis Anhalt-Bitterfeld / Oberbürgermeister Bernd Hauschild, Stadt Köthen / Prof. Dr. Korinna Bade, Hochschule Anhalt
Moderation: Ulrike Richter, Transferagentur Mitteldeutschland für kommunales Bildungsmanagement

 

Session 6: Strategie mit Kompass – Mitteldeutschland im Strukturwandel

Mitteldeutschland hat das Potenzial, eine grüne Transformationsregion zu werden. Diese Vision trifft jedoch auf einen Fachkräftemangel in vielen Bereichen. Hier ist Bildung gefragt: Bildungsangebote und Berufsorientierung müssen auf Fachkräftebedarfe einer zukunftsweisenden Wirtschaft abgestimmt sein.                 

Auf der Grundlage zahlreicher Bedarfsuntersuchungen und Studien hat die Innovationsregion Mitteldeutschland den sogenannten Revierkompass erstellt. Er identifiziert vier erfolgversprechende Handlungsfelder für Mitteldeutschland: Grüner Wasserstoff, Bioökonomie, Cybersicherheit und Industriekultur. Damit ist der zukünftige wirtschaftliche Schwerpunkt für die länderübergreifende Region benannt.

Der Wandel von einer traditionell geprägten Industrie zum nachhaltig grünen Wirtschaften setzt voraus, dass Fachkräfte diesen Wandel tragen. Es besteht jedoch aktuell ein großer Fachkräftemangel, der sich, wie sozio-ökonomische Prognosen zeigen, in Zukunft noch verstärken wird. Um diesem Fachkräftemangel zu begegnen, kann Bildung einen wichtigen Beitrag leisten.

So sollte der Übergang Schule-Beruf stärker in den Blick genommen werden. Berufsorientierung muss eng mit Bedarfsanalysen und den strategischen Zukunftsfeldern der Region verknüpft sein. Von besonderer Bedeutung sind Bildungsangebote für alle Altersgruppen und die Sensibilisierung für die Notwendigkeit von lebenslangem Lernen. Es bedarf ausreichender Bildungsangebote für „grüne Berufe“ sowie intensiver Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen.

Input: Henning Mertens, Metropolregion Mitteldeutschland Management GmbH / Jenny Richter, Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland
Moderation: Annika Schindelarz, Netzwerkbüro Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland

 

Session 7: Wie geht Integration? Stationen des Bildungsmanagements in Thüringen                               

Migrationswellen stellen Kommunen vor die Aufgabe, Integration zu ermöglichen. Eine erfolgreiche Integration von Zugewanderten gelingt durch Bildungsangebote, die mit den Instrumenten des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements flexibel an individuelle und lokale Bedarfe angepasst werden.                  

Integration durch Bildung wird möglich, wenn Bildungsangebote individuell zu den Bedarfen der Zugewanderten passen. Um Bildungsangebote bedarfsgerecht zu gestalten, sind Rahmenbedingungen notwendig, die das datenbasierte kommunale Bildungsmanagement bereitstellt. An den Erfahrungen der Stadt Erfurt und des Ilm-Kreises wird deutlich, welchen Beitrag kommunales Bildungsmanagement für eine erfolgreiche Integration leisten kann.

Ein wichtiges Instrument ist das Monitoring: Auf diese Weise wird statistisch analysiert, wer kommt, wie der Sprachstand der Geflüchteten ist, welche Qualifikationen vorliegen. Neben der Erfassung des Bedarfs dient das Monitoring auch der Evaluation von Integrationsmaßnahmen.

Weiterhin müssen Netzwerke für die Unterstützung der Integrationsbemühungen aktiviert bzw. initiiert werden. Alle relevanten Akteure sollten sich regelmäßig austauschen. Dabei ist eine enge Einbindung der Sprachkursträger essenziell.

Auch Koordination ist von besonderer Bedeutung. So müssen alle Bildungsangebote wie Sprachkurse individuell nutzbar sein und terminlich abgestimmt werden. Um die Kommunikation und Transparenz rund um die Integrationsmaßnahmen zu erhöhen, bot die Stadt Erfurt beispielsweise eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Integration durch Bildung“ an.

Input: Gunter Harsch, Ilm-Kreis / Birgit Schuster, Stadt Erfurt
Moderation: Michael Brock und Alexander Lorenz, Transferagentur Mitteldeutschland für kommunales Bildungsmanagement

 

Session 8: Die Königsdisziplin der Kooperation – der Übergang Schule-Beruf

Abgestimmtes Handeln ist die Grundlage für einen gelingenden Bildungsübergang. Der Übergang Schule-Beruf ist durch eine enorme Vielzahl unterschiedlichster Partner in einer Region gekennzeichnet. Nur mit gemeinschaftlichen Anstrengungen und guten Kooperationen lässt sich dieser Bildungsübergang erfolgreich gestalten.

Kommunen begrüßen die hohe Zahl an Bildungsangeboten, die es am Übergang von Schule-Beruf gibt. Die Herausforderung für Kommunen besteht darin, diese Angebote verlässlich und in hoher Qualität zu koordinieren. Hierzu gehört es, Kooperationen zwischen Grundschulen bzw. Gymnasien sowie klein- und mittelständischen Unternehmen auszubauen und die Zahl der Unternehmen, die Berufsorientierung anbieten, massiv zu erweitern. Gleichzeitig sollten Jugendliche mit ihren Wünschen und Sorgen ernstgenommen und Eltern in den Prozess der Berufsorientierung eingebunden werden.

Auch zwischen Land und Kommune muss das Handeln abgestimmt erfolgen: Kommunen brauchen verlässliche Finanzierungszusagen, die die Verstetigung von Strukturen am Übergang Schule-Beruf oder die Weiterentwicklung von Berufsschulen betreffen. Berufsorientierung sollte auch auf der Seite des Landes als Schwerpunkt des schulischen Lernens gesehen werden, d. h. es gilt, Berufsorientierung als Regelangebot an Gymnasien zu etablieren und Praxislerntage an Schulen zu stärken. Diese Instrumente vermitteln die Vielfalt der aktuellen Berufspraxis einer Region.

Input: Nora Herrmann und Norbert Blauig-Schaaf, Transferagentur Mitteldeutschland für kommunales Bildungsmanagement

Mehr zum Thema

Programm

Im Mittelpunkt des Konferenzprogramms standen Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis mit Blick auf Strukturwandel, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung und zukunftsorientiertes Verwaltungshandeln.

BiSMit

Die Mitteldeutsche Bildungskonferenz ist eine gemeinsame Veranstaltung der Transferagentur für kommunales Bildungsmanagement Mitteldeutschland und des Netzwerkbüros Bildung im Strukturwandel in Mitteldeutschland.

BiNaKom

Im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung wurde die Mitteldeutsche Bildungskonferenz außerdem vom BNE-Kompetenzzentrum Bildung – Nachhaltigkeit – Kommune (BiNaKom) unterstützt.