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Bildung für nachhaltige Entwicklung als kommunales Handlungsfeld

Eingestimmt von Impulsen des BNE-Kompetenzzentrums und des Leipziger Eine Welt e.V. tauschten sich die Teilnehmenden unserer Fortbildung darüber aus, wie BNE auf lokaler Ebene unterstützt und strukturell eingebettet werden kann. Neben Verwaltungsmitarbeitenden brachten auch Vertreterinnen zivilgesellschaftlicher Organisationen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ihre Perspektiven ein. Unser Rückblick fasst die Fortbildung für Sie noch einmal zusammen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Wer sich globale Zusammenhänge bewusstmacht und das eigene Handeln prüft, kann zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele und damit zur Lösung der drängendsten Probleme unserer Zeit beitragen. 

Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, ist nicht gerade selbsterklärend. Schon wichtig, aber irgendwie komplex, mit ganzheitlichem Anspruch und somit nur schwer umsetzbar – so der Eindruck vieler. Unsere Fortbildung wollte daher Zweierlei: In die Nachhaltigkeitsbildung einführen und herausarbeiten, wie vor Ort BNE-Strukturen initiiert und weiterentwickelt werden können. 

Wie können sich Kommunen dem großen Zukunfts- und Querschnittsthema nähern?

Gleich zum Einstieg schafft Oliver Wolff, Prozessbegleiter im BNE-Kompetenzzentrum, mit einem prägnanten Impulsvortrag Klarheit: Er liefert den Teilnehmenden Argumente, warum sich gerade Kommunalverwaltungen mit BNE auseinandersetzen sollten, ordnet Begrifflichkeiten ein und berichtet von Modellkommunen, die BNE bereits fest im Verwaltungshandeln und in der lokalen Bildungslandschaft verankern. 

Klein beginnen, aber groß denken

Wie nachhaltiges Handeln durch Bildungsangebote begleitet und bestärkt werden kann, zeigt ein Praxisbeispiel, das Lisa Marquardt vom Leipziger Eine Welt e.V. präsentiert: Ausgehend von einer Initiative zur fairen Beschaffung von Fußbällen entwickelte der Verein gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein Bildungsangebot für Schulen und Sportvereine, das unter anderem über die Folgen von Kinderarbeit aufklärt. Geplant ist nun, das Bälleprojekt, das alle Fußballnachwuchsmannschaften und Schulen Leipzigs mit fair gehandelten Bällen ausstattete, auf andere Sportarten und Sportartikel auszuweiten.

Unter dem Motto „Sport handelt fair“ wird es im September in Leipzig die erste bundesweite Konferenz zur fairen Beschaffung von Sportartikeln und nachhaltigen Ausstattung von Sportveranstaltungen geben. Vom Leipziger Beispiel nehmen die Teilnehmenden mit, dass Initiativen nachhaltiger wirken, wenn sie von Beginn an mit weiterführenden Aktionen konzipiert und mit flankierenden Maßnahmen – etwa zur Öffentlichkeitsarbeit – verbunden werden. 

BNE implementieren – Wie dafür ein Bewusstsein in der Verwaltung schaffen?

Längst nicht alle Kommunalverwaltungen begreifen sich schon als BNE-Akteur. Dies zu ändern – so die Überzeugung der Teilnehmenden – braucht Durchhaltevermögen: Gut ist es, mit einem konkreten Beispiel zu starten und mit ersten sichtbaren Ergebnissen nach und nach größere Kreise zu ziehen. Auch Weiterbildungsangebote, die sich an die Verwaltungsmitarbeitenden selbst richten, tragen zur Bewusstseinsbildung bei. Ist die Verwaltungsspitze einmal für nachhaltige Entwicklung sensibilisiert – so fasst es ein Teilnehmer zusammen – ist der Weg auch für die Nachhaltigkeitsbildung geebnet. 

Eine Umfrage unter den Teilnehmenden der Fortbildung macht deutlich: Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen alle Kommunen. BNE kann daran anknüpfen.

Nadelöhr Finanzierung – Kommunen und Angebotsträger sind auf Förderung angewiesen

Bildungskommunen, Smart Cities, Global nachhaltige Kommune oder KoMoNa – diese und weitere Förderprogramme stützen gegenwärtig das BNE-Engagement vieler Kommunen. Die Teilnehmenden resümieren, dass die Förderstrukturen ebenso großen Einfluss darauf haben, ob und wie BNE-Angebote – etwa im Bereich GTA – ausgestaltet und Angebotsträger in ihrer Existenz gesichert werden können.

Koordination – Wo sollte sie am besten angedockt werden?

Die Diskussion zeigt, dass eine Koordinierung von BNE-Aktivitäten prinzipiell von verschiedenen Stellen aus möglich ist: Sie kann sowohl im Bereich bestimmter Fachverantwortlichkeiten, z.B. im Umweltamt, platziert oder an Einrichtungen, wie die VHS, angebunden werden. Überall, wo es Promotorinnen und Promotoren für Nachhaltigkeitsthemen, wie z.B. Klimaschutzmanagende, Verantwortliche für internationale Entwicklungszusammenarbeit oder Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, gibt, bieten sich Anknüpfungspunkte.

Wichtig für das Querschnittsthema BNE ist, dass die strukturelle Anbindung die Möglichkeit eröffnet, auf andere Verwaltungsbereiche zuzugehen. Hier sind übergeordnete Verwaltungseinheiten – etwa Stabsstellen – im Vorteil. Untere Anbindungen funktionieren aber ebenso gut, werden sie mit einem klaren Auftrag der Verwaltungsspitze ausgestattet, der die regelhafte Abstimmung und Vernetzung mit anderen Einheiten vorsieht.

Kooperation – Auf welche verwaltungsexternen Partner kommt es an?

Mit langjähriger Erfahrung und gut aufbereiteten Materialien unterbreiten vor allem einschlägige Vereine sowie Verbände, wie NABU, BUND oder UNICEF, anschauliche, partizipative und lernbereichsübergreifende Angebote für Nachhaltigkeitsbildung. Kommunen tun gut daran, diese zivilgesellschaftlichen Organisationen systematisch in die Bildungsarbeit einzubinden.

Dies ist nach Einschätzung der Teilnehmenden aber längst noch keine Selbstverständlichkeit. Erfolgreich – so beschreibt es eine Vereinsvertreterin – sind diejenigen Initiativen, die beharrlich auf die Kommunalverwaltung zugehen, aufgeschlossene Mitarbeitende in der Verwaltung identifizieren und sich als zuverlässige Partner erweisen, die etwas Arbeit abnehmen. Ist das wechselseitige Vertrauen einmal hergestellt, eröffnen sich schnell weitere Kooperationsfelder.

Als weitere Stakeholder identifizieren die Teilnehmenden engagierte Einzelpersonen, kommunale und privatwirtschaftliche Unternehmen, konkrete Bildungseinrichtungen sowie Akteure der Kommunal- und Landespolitik, Landesschulämter und Hochschulen. Kooperationsbeziehungen bestehen zum Teil auch über administrative Grenzen hinweg. So verbindet eine Arbeitsgruppe des Naturparks Dübener Heide BNE-Akteure der Landkreise Wittenberg, Anhalt-Bitterfeld und Nordsachsen.

Als Querschnittsthema hält BNE Einzug in alle Lernbereiche und Bildungssettings. Besonders präsent sind sie aus Sicht unserer Teilnehmenden bereits im Hort oder Ganztag.

Beteiligung – Wie nehmen wir auch Bürgerinnen und Bürger mit?

Um die breite Öffentlichkeit über Nachhaltigkeitsthemen und Nachhaltigkeitsbildung zu informieren und für eine zukunftsfähige kommunale Entwicklung zu gewinnen, können verschiedenste Kanäle, Anlässe und Orte genutzt werden. Die Diskussion der Teilnehmenden zeigt, dass die Möglichkeiten der Ansprache so vielfältig wie die Zielgruppen sind. Sie reichen vom klassischen Amtsblatt über Soziale Medien, Videoclips und Kampagnen im ÖPNV, Hörfunkspots und Podcasts, Onlineveranstaltungen, Workshops und Exkursionen bis hin zu Bürgerfesten und Ideenwettbewerben.

Im Landkreis Wittenberg etwa werden Schülerinnen und Schüler im Kontext der Landesgartenschau 2027 ermuntert, eine Fläche von und für Jugendliche zu gestalten, die zwischen Stadt und Elbe für viele Jahre Raum für Kunst, Kultur und Sport eröffnen soll. In Thüringen wird ein mobiler Klima-Pavillon als Eventlocation genutzt. Aktuell macht der Pavillon in Erfurt Station und lädt zu Diskussionen und Austausch über Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energiewende ein.

Nach den Inputs und dem Erfahrungsaustausch waren viele, aber noch nicht alle Fragen beantwortet. Gern greifen wir den Faden bei nächster Gelegenheit wieder auf!

 

Kontakt

Ulrike Richter, Veranstaltungen

Tel.: 0345-68178 21 E-Mail: urichter@dji.de

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