Neustarter „Bildungskommunen“ –
der Burgenlandkreis

Im Rahmen des Förderprogramms „Bildungskommunen“ machen sich Kommunen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an die Weiterentwicklung ihrer Bildungslandschaften. In unserer Reihe „Neustarter“ sprechen Mitarbeitende aus den Bildungskommunen über das Projekt, die Ziele und die damit zusammenhängenden Herausforderungen. Im folgenden Interview gibt Damaris Berger, Bildungsmanagerin und Leiterin des Bildungsbüros im Burgenlandkreis, einen Einblick.

Gemeinsam für die Bildung

Vor fast einem Jahr startete das Projekt „Bildungskommunen“ mit einem starken Team im Bildungsbüro des Burgenlandkreises.

Bildungskommunen ist ein vielfältiges Förderprogramm. Welche Ziele verfolgt der Landkreis mit dem Projekt?

Das Bildungsmonitoring wird fortgeführt und soll deutlich kleinräumiger und mit Sozialdaten verschränkt werden. Ein neues Bildungsportal bündelt Bildungsangebote insbesondere für Kinder und Jugendliche – beispielsweise von Museen, Vereinen oder freien Referentinnen oder Referenten. So können auch Schulen einfach Angebote für Projekttage, AGs oder Ähnliches finden.

Zudem wollen wir als thematische Schwerpunkte die Kulturelle Bildung und die Demokratiebildung stärken, lebenslanges Lernen im Ehrenamt fördern und die Kooperation von Schulen und Externen unterstützen, etwa durch Konzeptentwicklung, Fortbildungen und Prozessbegleitung. All das zahlt auf unsere zu entwickelnde Bildungsstrategie ein. Ein Leitbild gibt es schon und wird auch in Gremien bearbeitet. Es gibt also viel zu tun!

In den letzten Jahren wurde die Krise des Systems Schule immer deutlicher – in Bezug auf den Fachkräftemangel, aber auch in Bezug auf Inhalte und Didaktik. Demokratiebildung, Medienbildung, Digitalisierung, die Entwicklung von Sozialkompetenzen – all das findet in Schule noch zu wenig statt. Gleichzeitig können hier Externe eine wichtige Rolle spielen und diese Themen in Schulen tragen. Deswegen war unser Hauptfokus auf die Schule relativ schnell gesetzt, auch wenn wir natürlich weiterhin andere Lernorte und Angebote für Erwachsene mit im Blick haben.

Transferkommune

Der Burgenlandkreis ist seit
Oktober 2014 Transferkommune.

Programme

  • Bildung integriert (2015-2020)
  • Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte (2016-2020)
  • Bildungskommune (seit 2023)

Schwerpunktthemen

Schulische Bildung (Einbezug von Externen in Schule), Kulturelle Bildung, Politische Bildung, Bildung im Ehrenamt

Kontakt

Damaris Berger
berger.damaris@blk.de
03445 73 2163

Was wollen Sie im ersten Jahr des Projektes erreichen?

Da wir im Januar gestartet sind, ist das erste Jahr schon fast vorbei – und wie im Flug vergangen! Leider hat es etwas länger gedauert, unsere Projektstellen zu besetzen. Trotzdem gibt es erste Ergebnisse: Wir haben eine Angebotsübersicht für Schulen veröffentlicht – wenn auch noch nicht auf einem Bildungsportal, sondern erstmal als pdf. Bereits etablierte Formate der Kulturellen Bildung wurden deutlich innovativer gestaltet: so soll die Kunstausstellung „Triennale“ in Verbindung mit einer eigenen Internetpräsenz noch einmal moderner erfahrbar werden.

Erste Modellprojekte nehmen Form an, etwa zur politischen Bildung. Hier findet eine Gedenkstättenfahrt einer Sekundarschule nach Auschwitz statt inklusive anschließendem Graffiti-Workshop, um das Erlebte künstlerisch nachzubereiten. Wir haben ein „Netzwerk der Lern- und Lesepaten im Burgenlandkreis“ gegründet. Damit sollen noch mehr Ehrenamtliche gefunden werden, die Kinder beim Lernen unterstützen.

Vor allem aber haben wir die Zeit genutzt, um unsere Strategie zu schärfen, durch Recherche, aber auch durch viele Gespräche, Gremiensitzungen und Netzwerktreffen. Was sind die zentralen Herausforderungen? Welche Lösungsansätze gibt es, was ist auch in der Umsetzung realistisch und welche Partner braucht es dazu?

Der Burgenlandkreis hat sicher den Vorteil, dass wir schon seit 2015 ein Kommunales Bildungsmanagement etabliert haben – damals noch im Vorgängerprojekt „Bildung integriert“. Trotzdem bietet das Projekt „Bildungskommunen“ jetzt nochmal ganz neue Möglichkeiten und Inhalte, die durchdacht werden wollen.

Wie ist das Projektteam aufgestellt?

Wir haben für das Projekt Bildungskommunen 6,25 Vollzeitstellen beantragt, mit sieben Personalstellen. Das Projekt ist im Bildungsbüro verortet. Mit noch drei anderen bildungsbezogenen Projekten und mir als Leitung des Bildungsbüros sind wir gemeinsam mit der Schulverwaltung im Amt für Bildung, Kultur und Sport angesiedelt. Das hilft uns, den Kontakt zu den Schulen aufzunehmen. Beispielsweise nehmen wir an den halbjährlichen Schulleiterdienstberatungen teil, an denen sonst Schulträgeraufgaben besprochen werden.

Was sind aus Ihrer Perspektive die größten Herausforderungen bei der Projektumsetzung?

Die größte Herausforderung und gleichzeitig die Basis von allem ist die Strategieentwicklung. Machen kann man immer viel, aber welche Themen und Vorhaben haben potenziell die größte Wirkung? Schwierig ist auch, dass in den Einrichtungen durch den Fachkräftemangel oft die Zeit und die Kraft fehlt, über Qualität, Innovationen und Ähnliches überhaupt nachzudenken. Hier muss man oft sehr pragmatisch rangehen und Lösungen forcieren, die relativ kurzfristig Entlastung schaffen und nicht nur neue Aufgaben bringen.

Wenn das Programm Bildungskommunen einmal endet: Woran merken Sie, dass das Programm erfolgreich war?

Aktuell stehen für uns Modellprojekte im Fokus, um einfach mal auszuprobieren, was funktioniert. Wenn das Programm Bildungskommunen endet, wünsche ich mir, dass wir vielleicht vier, fünf Ansätze gefunden haben, die wirklich tragen, die strukturell verankert sind und eine Eigendynamik entfalten. Gleichzeitig möchte ich natürlich, dass kommunales Bildungsmanagement langfristig eine Zukunft im Burgenlandkreis hat, auch angesichts klammer Kassen. Hier gilt es, frühzeitig kluge Konzepte zu finden.

Kontakt

Nora Herrmann, Kommunalberatung Sachsen-Anhalt

Tel.: 0341-99392313 E-Mail: nherrmann@dji.de

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