Forum 1

Durch Bildungsmonitoring Orientierung geben und Entscheidungsgrundlagen liefern

Verwaltung und Politik brauchen verlässliche Daten, um fundierte bildungspolitische Entscheidungen treffen zu können. Das Forum 1 warf einen Blick auf erfolgreiches Bildungsmonitoring: Wie kann ein Bildungsmonitoring gut strukturiert sein, im Hinblick auf verschiedene Zielgruppen und knappe Ressourcen? Und was braucht es konkret, damit aus Daten schließlich Taten werden? Die zwei kommunalen Beispiele aus Halle(Saale) und dem Landkreis Wittenberg gaben Aufschluss.

Annäherung an eine bedarfsgerechte Bildungsberichterstattung

Referentin: Annett Fritzsche, Sozialplanerin, Stadt Halle (Saale) / 16.06.2022

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 „Wenn man für Bldungsberichterstattung zuständig ist, arbeitet man ein bisschen ins Leere rein“, führt Annett Fritzsche, Sozialplanerin in der Stadt Halle(Saale), zum Auftakt des Forums ein. Schon seit 2009 gibt es in Halle verschiedene Bildungsmonitoringprodukte. Im Bildungsbüro kam im Laufe der Zeit dann aber die Frage auf,  wie man die Berichte praktikabler und für die drei Zielgruppen Politik, Verwaltung, interessierte Fachöffentlichkeit besser nutzbar machen kann.

Dafür entwickelte die Bildungsmonitorerin einen Fragebogen, um die Interessen und Bedarfe der drei Zielgruppen zu erfragen. Nach diesen sollte es die berühmt berüchtigte „eierlegende Wollmilchsau“ werden: (1) kürzere Zyklen der Veröffentlichung von bildungsbezogenen Daten, (2) ein umfassender Bericht mit (3) themenspezifische Analysen. Die Wünsche wurden daraufhin noch einmal priorisiert und in ein Berichtssystem gegossen.

So gibt es den Bildungsbericht nun in vier jährlich wechselnden Teilberichte zu verschiedenen Bildungsbereichen. Diese wiederholen sich wiederum nach vier Jahren. Damit habe man eine kontinuierliche Berichterstattung sichergestellt, die auch Entwicklungen sichtbar machen kann. Auch werden damit alle Phasen des lebenslangen Lernens beleuchtet. Ergänzend dazu gibt es den jährlichen Faktencheck, der diese Themenbereiche ebenfalls aufgreift, aktuelle Daten enthält und anschaulich aufbereitet ist.

Neben der Evaluation wird das Bildungsmonitoringkonzept kontinuierlich mit der Lenkungsgruppe Bildung (Mitglieder aus allen bildungsrelevanten Ressorts der Verwaltung) abgestimmt. Auch gibt es Absprachen mit Sozialplanungsgruppen. Dabei wird immer wieder neu bewertet: Welche Aspekte werden nicht mehr betrachtet und welche neu aufgenommen?

Die enge Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer lohne sich laut Fritzsche in jedem Fall: „Es ist ein großer Aufwand, aber auch ein großer Ertrag. So können wir Themen an der Oberfläche halten, weiter damit arbeiten, damit die Diskussion um Ergebnisse kein Strohfeuer ist“, so die Sozialplanerin.

Mirjam Gießmann, Leiterin Netzwerkstelle Schulerfolg sichern im Landkreis Wittenberg, beschreibt die Zusammenarbeit mit dem Bildungsmonitoring aus einer anderen Perspektive. „In unserer Netzwerkstelle brannte das Thema Schulvermeidung. Wir wollten die Expertise des Bildungsmonitorings nutzen, um unsere Wahrnehmung mit Fakten zu untermauern.“

In Kooperation mit dem Landesschulamt Sachsen-Anhalt und der ENTER Beratungsstelle für junge Menschen mit schulvermeidendem Verhalten wurde eine Befragung von Lehrkräften in allgemeinbildenden Schulen angestoßen. Die Ergebnisse wurden in der AG Schulvermeidung diskutiert und Präventions- sowie Interventionsmaßnahmen abgeleitet. Als erste konkrete Maßnahmen sind (1) Informationsbroschüren für Eltern und Lehrer erstellt, (2) eine Ferienwerkstatt mit Kindern mit schulvermeidendem Verhalten entwickelt und (3) Angebote alternativer Beschulung eingeführt worden.

Dabei geholfen hat die enge Kooperation der Partner untereinander. Es gab kurze Kommunikationswege, Perspektiven verschiedener Professionen und eine vertrauensvolle, wertschätzende Zusammenarbeit. Die Kompetenzen und Erfahrungen eines jeden Partners konnten so gewinnbringend eingesetzt werden. Durch vertraute Ansprechpartnerinnen und -partner in der Kommunalverwaltung konnten die Lehrkräfte gut erreicht werden. Die Rücklaufquote war hoch und die Qualität der Befragung konnte dadurch gesteigert werden.

Fazit

Bildungsmonitoring ist mehr als Zahlen und Fakten zu sammeln und zu bündeln. Damit aus Daten Taten werden, braucht es eine breite Zusammenarbeit und Kommunikation mit den vielfältigen Bildungsakteuren als auch die Ausrichtung der Berichterstattung auf die Leserschaft. Auf welchen Wegen dies gut umgesetzt werden kann, zeigten die zwei kommunalen Beispiele Halle(Saale) und der Landkreis Wittenberg. „Die Mehrwerte liegen auf der Hand: zielgerichtet Daten aufzubereiten schont Ressourcen“, so Dr. Cornelia Leser, Moderatorin des Forums 1, bei der Zusammenfassung der Diskussion. Erst wenn Zahlen gelesen und interpretiert werden können und dann gemeinsam an Lösungen gearbeitet werden kann – erst dann werden Daten zu Taten.

 

 

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