Forum 3
Die Bildungsstadt Braunsbedra ist die einzige Kommune in Sachsen-Anhalt, die Bildungsmanagement und -monitoring in der Gemeindeverwaltung etabliert hat und steht damit Modell für Mitteldeutschland. Wie hat sich die Bildungslandschaft entwickelt? Was hat sich für die Bürgerinnen und Bürger in Braunsbedra verändert? Und wie gelingen Kooperationsbeziehungen in Gemeinden? Diese Fragen beantwortete die Bildungskoordinatorin Juliana Alferi in Forum 3.
Gleich eingangs vergleicht Juliana Alferi, Koordinatorin der Bildungsstadt Braunsbedra, den Wandel einer ehemaligen Braunkohleregion mit der Entstehung einer Bildungslandschaft: „Wo vorher eine Wüste war, entstehen Stück für Stück schöne Landschaften. Eine Bildungsstadt entsteht aber nicht von heute auf morgen. Sie fällt nicht vom Himmel.“
Braunsbedra ist eine Kleinstadt im Saalekreis im Süden Sachsen-Anhalts. Hier wurde 300 Jahre Braunkohle abgebaut. Der Abbau wurde nach der Wende eingestellt. Im Jahr 2000 setzten Rekultivierungsmaßnahmen ein. Mit dem Geiseltalsee entstand schließlich eine Erholungslandschaft. Um Herausforderungen wie dem demografischen Wandel, Abwanderung und Fachkräftemangel zu begegnen, entstand die Idee einer Bildungsstadt Braunsbedra.
Im Jahr 2014 wurde eine Steuerungsgruppe Bildung in Braunsbedra eingerichtet. Auf den Stadtratsbeschluss zur kommunalen Bildungslandschaft „Bildungsstadt Braunsbedra“, folgte der Beschluss eines Bildungsleitbildes und die Einrichtung einer Arbeitsgemeinschaft der „Bildungsstadt Braunsbedra“. In dynamischen Unterarbeitsgruppen (Mini-AGs) arbeiten bildungsinteressierte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit professionellen Akteuren an aktuellen Bildungsthemen und bringen neue Projekte auf den Weg.
Über das Programm „Bildung integriert“ wurde im Jahr 2019 im Saalekreis eine Personalstelle jeweils hälftig für das Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring eingerichtet. Das Büro der Bildungsmanagerin wurde in der Stadtverwaltung von Braunsbedra angesiedelt. Mit dem Landkreis und insbesondere mit dem Amt für Kultur, Bildung und Sport wurde eng zusammengearbeitet.
Mit der Entwicklung eines Bildungsmanagements ist in Braunsbedra die Projektvielfalt gestiegen. Viele kleinere Projekte wurden initiiert. So wurden im Bereich Kita-Grundschule Entwicklungsbögen für Kinder und ein Schulkindpass gemeinsam mit Eltern und dem pädagogischen Personal entwickelt. Außerdem sind einheitliche Kooperationsverträge für den Übergang von der Kita in die Grundschule zwischen allen Kitas und Grundschulen in Braunsbedra geschlossen und ein Fachzirkel Übergang Kita-Grundschule eingerichtet worden, der den fachlichen Austausch zwischen den Institutionen erleichtert. Weiterhin wurden Qualitätsrichtlinien und pädagogische Materialien zu den Themen „Bewegung“ und „gesunde Ernährung“ entwickelt.
Mithilfe der Ergebnisse des 1. Bildungsreports Braunsbedra zum Übergang von der Kita zur Grundschule konnten konkrete Handlungsbedarfe aufgezeigt werden. So bestand ein wichtiger Bedarf darin eine Stelle einzurichten, die sich als Kümmerer für Bildungsbelange versteht und in Kita und Hort fachlich berät. Ziel war und ist die Verbesserung der Qualität im Kitabereich und die Schaffung von Beteiligungsstrukturen junger Menschen in der Stadt Braunsbedra.
2022 wurde auf Stadtratsbeschluss eine Stelle für die Kita-Fachberatung und die Koordinierung der Bildungsstadt Braunsbedra geschaffen. Auf der Agenda stehen viele weitere Projekte, darunter die Einrichtung eines Jugendclubs in Braunsbedra und die Organisation eines einrichtungsübergreifenden Kita-Sportfestes.
Im anschließenden Diskussionsteil des Forums interessierten sich die Teilnehmenden zunächst vor allem für das „Wie“.
Im gesamtem Entwicklungsprozess zur Bildungsstadt Braunsbedra war laut Alferi der Stadtratsbeschluss für den Erfolg und die politische Rückendeckung von besonderer Bedeutung. So war der Bürgermeister von Braunsbedra Mitinitiator des Projekts. Auch die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit (etwa Beiträge in der örtlichen Zeitung) und die intensive Kommunikation zwischen den Beteiligten waren förderlich.
Zudem verhelfen greifbare Ziele, Erfolge schnell sichtbar zu machen, so Alferi. Auf die Frage, was sie rückblickend anders gestalten würde, antwortet sie: „In einer Gemeindeverwaltung gibt es selten die Rolle der Bildungskoordinatorin, die Aufgaben und die Rolle müssten von Anfang an klarer in die Verwaltung kommuniziert werden. Alles Weitere ist Erfahrungswissen, das erst im Tun entsteht.“
Fazit
Im Forum 3 wurde Faktoren deutlich, die zu einem erfolgreichen Bildungsmanagement beitragen: Die Unterstützung des Bürgermeisters, eine engagierte Bildungskoordination, eine geteilte Vision, der Fokus auf ein bestimmtes Thema oder Bildungsbereich, welcher ganz praktische Ergebnisse und Erfolge schnell sichtbar werden lässt, als auch die breite Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. In Braunsbedra ist dies beispielhaft gelungen. Die Ergebnisse aus der langjährigen Arbeit sprechen für sich.