Perspektivwechsel in Gävleborgs Län

Die Arbeit der Bildungskoordinatorinnen und -koordinatoren für Neuzugewanderte kann sehr vielfältig sein. Christoph Heimel, Bildungskoordinator im Landkreis Börde, etwa hat ein spannendes deutsch-schwedisches Austauschprojekt in seinem Landkreis angestoßen. Von diesem profitieren nicht nur die Neuzugewanderten, sondern auch die Mitarbeitenden der Landkreisverwaltung.

Erasmus+

Das Programm macht einen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in Schweden möglich.

Bereits zum dritten Mal entsendet der Landkreis Börde über das europäische Programm Erasmus+ in diesem Jahr Mitarbeitende der Kreisverwaltung für mehrere Tage in die schwedische Provinz Gävleborgs Län. Etwa 200 km nördlich von Stockholm tauschen sie sich mit ihren schwedischen Kolleginnen und Kollegen zu Themen wie die Integration von Zugewanderten in Bildung und in den regionalen Arbeitsmarkt aus.

Dazu schauen sie sich die kommunalen Bildungseinrichtungen an und erfahren unter anderem, welche Rolle die Digitalisierung in der schwedischen Provinz speziell bei der Integration spielt. Profitieren können die Teilnehmenden aus dem Landkreis Börde hierbei vor allem von der langjährigen Erfahrung der schwedischen Partner in Sachen Zuwanderung. So lernen sie, welche Problemlösungen und Verfahrensabläufe sich in der schwedischen Partnerregion auf lange Sicht bewährt haben und welche nicht.

Viele positive Effekte

Die Vorteile des Projekts gehen aber weit über den inhaltlichen Austausch hinaus. Durch die internationale Ausrichtung stärken die Verwaltungsmitarbeitenden ihre eigene interkulturelle Kompetenz und Fremdsprachenkenntnisse. Das ist nicht nur persönlich bereichernd, sondern erleichtert zukünftig ihre Arbeit mit einer zunehmend heterogenen Bevölkerung.

Von einer interkulturell geschulten Verwaltung profitieren daher langfristig alle. Angesichts des demografischen Wandels kann das Projekt auch zur Fachkräftesicherung der eigenen Kreisverwaltung beitragen: Schließlich steigert der Landkreis seine Attraktivität als Arbeitgeber und Ausbildungsstelle, wenn er den internationalen Austausch als Bestandteil in der Aus- und Fortbildung anbietet.

Ein weiterer Pluspunkt: Das Ganze kostet den Landkreis kein zusätzliches Geld. Finanziert wird der Austausch über das europäische Programm Erasmus+, das speziell für Azubis und Bildungspersonal internationale Lernaufenthalte fördert. Für das Engagement in der beruflichen (Weiter-)Qualifikation hat der Landkreis nun das Erasmus+ Partnerlabel erhalten und kann damit auch um zukünftige Azubis werben.

Das Konzept geht auf

Bei den bisherigen Teilnehmenden stieß die besondere Qualifikation auf positives Feedback. Das zeigt z.B. das Videotagebuch der Auszubildenden zum Verwaltungsfachangestellten, die im Jahr 2018 das erste Mal in der schwedischen Partnerkommune Bollnäs waren.

Motiviert durch diesen ersten erfolgreichen Auftakt vor zwei Jahren, verfolgte der Landkreis die Idee der breiteren interkulturellen Qualifizierung in der Landkreisverwaltung weiter. Die Zielgruppe weitete sich von den Auszubildenden auf das Bildungspersonal des Landkreises aus. Schließlich stellt Integration keine einseitige Aufgabe der Zugewanderten dar. Zwar müssen diese sich in die lokale Gemeinschaft integrieren wollen. Zugleich müssen sie sich aber auch in die Aufnahmegesellschaft integrieren können.

Der Auf- und Ausbau interkultureller Erfahrungen und Kompetenzen in der Verwaltung sind für eine erfolgreiche Integration wichtige Schritte. Der Landkreis Börde geht hierbei voran. Er ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie von einem Bildungskoordinator ein in mehrfacher Hinsicht positives Projekt angestoßen wurde, das sicher eine nachhaltige Wirkung entfalten wird.

 

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Mehr zu diesem spannenden Projekt erfahren Sie auf der Webseite des Landkreises Börde.
 

Text: Dr. Anne Walde, TransMit