Mitteldeutsche Kommunen im bundesweiten KBM-Trend

Das kommunale Bildungsmanagement findet auch über die Grenzen Mitteldeutschlands hinaus immer mehr Zulauf. Rund die Hälfte aller bundesdeutschen Kommunen arbeitet verbindlich mit einer Transferagentur zusammen.

Seit 2014 arbeitet unsere Agentur mit Landkreisen und kreisfreien Städten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an der Entwicklung von datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements (DKBM). Einschließlich der ehemaligen Standorte des Bundesprogramms "Lernen vor Ort" (2009-2014) hat sich mehr als die Hälfte der 50 Kommunen in Mitteldeutschland entschieden, die Rahmenbedingungen für Lebenslanges Lernen und bedarfsgerechte Bildungsmöglichkeiten aktiv und unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten zu gestalten. Damit liegen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt im bundesweiten Trend.

Transferinitiative wächst kontinuierlich

Schon frühere Bundesinitiativen wie "Lernende Regionen" oder "Lernen vor Ort" erzeugten bundesweit eine Sogwirkung im Bereich DKBM. Die 2014 gestartete "Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement"  des Bundes hat es nun mit viel Energie, stichhaltigen Argumenten und guter finanzieller Ausstattung vermocht, das Thema DKBM auch in Standorte zu tragen, die diesem bislang unentschieden gegenüberstanden.

Die von Bettina Schwertfeger – Zuständige für die Transferinitiative im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) – auf dem TransMit-Fachtag "Baustelle Bildung" im April 2017 genannten Zahlen belegen diese Einschätzung:

  • Rund die Hälfte aller bundesdeutschen Kommunen arbeitet verbindlich mit einer Transferagentur zusammen.
  • 321 von insgesamt 402 bundesdeutschen Kommunen profitieren von einer Personalförderung im Rahmen des Programms "Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte".
  • 90 Kommunen erhalten personelle Unterstützung beim Aufbau eines DKBM durch das Programm "Bildung integriert".

Antworten auf Herausforderungen

Angesichts bildungspolitischer Herausforderungen und ihren Auswirkungen auf das Leben vor Ort setzen immer mehr bundesdeutsche Kommunen auf eine moderne Bildungsverwaltung. Zahlreiche Landkreise und kreisfreie Städte nehmen das Beratungsangebot der Transferagenturen und die Begleitprogramme "Bildung integriert" und "Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte" an,  um sich im Bereich Bildung neu aufzustellen und bewährte Strukturen auszubauen. Unterschiedliche Gegebenheiten lassen kein „Weiter so!“ zu, sondern erfordern kommunale Antworten auf:

  • Demografischen Wandel und Fachkräftemangel
  • Interkommunalen Wettbewerb um Ressourcen und attraktive Bevölkerungsgruppen
  • Limitierte finanzielle Möglichkeiten
  • Wachsende soziale Bedürftigkeit
  • Zuwanderung und Diversität
  • Ansprüche der Zivilgesellschaft an Bildungsangebote vor Ort (Lebenslanges Lernen)

Regionale Unterschiede

Den bundesweit acht Transferagenturen an 14 Standorten ist es seit 2014 gelungen, mit rund der Hälfte aller Landkreise und kreisfreien Städte verbindlich zusammenzuarbeiten. Dabei unterscheiden sich regionale Voraussetzungen, Beratungsformate und struktureller Zugang von Agentur zu Agentur. Jede Region sei „ordnungspolitisch und programmhistorisch“ anders aufgestellt, sagt Schwertfeger. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass die Transferagenturen von Bundesland zu Bundesland auf verschiedene Bedingungen treffen. Die Bundesländer Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen profitieren beispielsweise von themenbezogenen Landesprogrammen, die die Entwicklung kommunaler Bildungsmanagements fördern.

So tragen derzeit 64 von 96 bayerischen Kommunen das vom Kultusministerium vergebene „Gütesiegel Bildungsregion“, weil hier die Vernetzung im Bereich Lebensbegleitendes Lernen zwischen Verwaltung und anderen Bildungsakteuren gemäß bestimmten Qualitätsstandards entwickelt wurde. Bayerische Städte und Landkreise können dementsprechend mit viel Know-how im Feld DKBM aufwarten. Viele Kommunen verstehen den Aufbauprozess eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements als Fortsetzung zum Landesprogramm. Die Offenheit für Unterstützung durch die Transferagentur Bayern und die Eigeninitiative der Kommune hinsichtlich Weiterentwicklung der regionalen Bildungslandschaften sei beachtlich, wie Heike Großkurth, Mitarbeiterin der Transferagentur Bayern, im Gespräch mit TransMit darlegt.

Auch das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt seit Jahren die Entstehung sogenannter „Regionaler Bildungsnetzwerke“ durch ein gleichnamiges Landesprogramm. Das Land Niedersachsen fördert Bildungsregionen durch die Einrichtung von Bildungsbüros und Personalstellen.

Ansätze in Mitteldeutschland

Auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beeinflussen diverse Landesprogramme mit direktem oder indirektem Bildungsbezug die Entwicklung kommunaler Bildungsmanagements. Das sind z.B. die "Neue Lernkulturen in den Kommunen" (Nelecom) und die "Armutspräventionsrichtlinie" in Thüringen, die Programme "Schulerfolg sichern" und "Regionales Übergangsmanagement" (RÜMSA) in Sachsen-Anhalt oder die  Regionalen Koordinierungsstellen zur Berufs- und Studienorientierung in Sachsen.

Dennoch ist das Thema Bildungsmanagement in Mitteldeutschland recht neu und bislang vonseiten der mitteldeutschen Länder nicht durch Förderprogramme unterfüttert worden. Vor allem die ehemaligen Lernen-vor-Ort-Standorte Leipzig, Dresden, Erfurt, Dessau-Rosslau, Kyffhäuserkreis und Landkreis Görlitz konnten mit viel Eigeninitiative und Förderung durch den Bund nachhaltige Bildungsmanagementstrukturen aufbauen und haben mit ihren langjährigen Erfahrungen für die „Neulinge“ in der Transferinitiative Vorbildcharakter.

Mitteldeutschland auf Augenhöhe

Seit dem Auftakt der Transferinitiative wächst die Zahl der Kommunen mit Bildungsmanagement-Ambitionen in Mitteldeutschland kontinuierlich; Strukturen professionalisieren sich, aus Neulingen werden Profis. Dieser Trend ist zum Teil selbstverstärkend. Im Rahmen enger Verbindungen der Kommunen untereinander werden gute Erfahrungen aus der Transferinitiative und Nutzenargumente zum Thema Bildungsmanagement ausgetauscht. Oftmals erzeugen aktive Bildungskommunen so eine Nachfrage in Nachbarkommunen, die sich dann auch der Transferinitiative anschließen.

Wie der TransMit-Fachtag "Baustelle Bildung" am 6. April 2017 in Leipzig unterstrich, entwickelt sich Mitteldeutschland zu einer Region mit umfassendem Know-how im Bereich DKBM. Diese Entwicklung wird die drei Bundesländer nachhaltig prägen, unterstützt die Standortsicherung und lässt hiesige Kommunen auf Augenhöhe mit erfahrenen Bildungsregionen im gesamten Bundesgebiet agieren. Dieser Trend wird sich fort- und durchsetzen.

Kontakt

Jenny Richter, Leitung

Tel.: 0341-99392310 E-Mail: jrichter@dji.de