„Lernen vor Ort“-Kommunen und TransMit im Transfer

Die heutigen Standards des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements fußen auf den Erfahrungen aus den „Lernen vor Ort“-Kommunen. Vier Jahre nach Beendigung des Programms werden die sechs mitteldeutschen Kommunen mit der Transferagentur Mitteldeutschland für kommunales Bildungsmanagement (TransMit) alte Bande stärken und neue Formen der Zusammenarbeit aufbauen.

„Lernen vor Ort“ – Die Wiege des Transfers

Das Programm „Lernen vor Ort“ (LvO) war eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Verband Deutscher Stiftungen zur Entwicklung und Etablierung eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements. Die Umsetzung erfolgte in zwei Förderphasen: Förderphase I von September 2009 bis August 2012 und Förderphase II von September 2012 bis August 2014. Insgesamt beteiligten sich 40 Modellkommunen aus 15 Bundesländern und mehr als 140 Stiftungen.

Mit der Gründung der "Transferinitiative Kommunales Bildungsmanagement" in 2013 wurde die Möglichkeit geschaffen, die Ergebnisse aus „Lernen vor Ort“ in die Breite zu tragen. Aus einem Programm wurde eine deutschlandweite Bewegung, in der immer mehr Landkreise und kreisfreie Städte Managementstrukturen für ein ganzheitliches Bildungswesen etablieren. Unterstützt wird dies durch eine Förderung im Rahmen von „Bildung integriert“ und  „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ sowie seit 2014 durch ein flächendeckendes Angebot der bundesweit neun Transferagenturen.

Grundlage für den Beratungsprozess der Transferagenturen sind die Lösungen, die im Rahmen der Programmumsetzung  von „Lernen vor Ort“ gesammelt und von den „Lernen vor Ort“-Kommunen für den Transferprozess zur Verfügung gestellt wurden. Darüber hinaus stehen die Mitarbeitenden der ehemaligen „Lernen vor Ort“-Standorte mit Erfahrungen und Praxisberichten an Fachtagen, Qualifizierungs- sowie Vernetzungstreffen den Kolleginnen und Kollegen aus den Kommunalverwaltungen Rede und Antwort. Nicht zuletzt diese Erfahrungen und Anregungen haben andere Kommunen motiviert und bestärkt, den Ausbau von kommunalen Bildungslandschaften zu befördern und Bildungsregionen zu etablieren.

Mitteldeutschland – Aus 6 mach 30

Sechs Städte und Landkreise waren in Mitteldeutschland Programmkommunen in „Lernen vor Ort“: Erfurt und der Kyffhäuserkreis in Thüringen, Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt sowie Dresden, Leipzig und der Landkreis Görlitz in Sachsen. Mit der Unterstützung der TransMit bauen in den drei Bundesländern aktuell weitere 24 Landkreise und kreisfreie Städte ihr kommunales Bildungsmanagement auf.

Wie die ehemaligen „Lernen vor Ort“-Kommunen entwickeln sie Modelle, um in einem kontinuierlichen Analyseprozess der jeweiligen Bildungssituation Angebote zu steuern und zu koordinieren. Mit einem entscheidenden Vorteil: die „Neuen“ können auf die Erfahrungen aus den „Lernen vor Ort“-Standorten bauen – mittelbar durch Best-Practice-Transferrecherchen, Videos oder Handreichungen der TransMit oder im direkten Austausch mit den Mitarbeitenden auf verschiedenen Bildungswerkstätten und Veranstaltungen.

„Verkaufsschlager“ der ersten Stunde waren das Bildungsmonitoring mit der Bildungsberichterstattung sowie die Bildungssteuerung. Darüber hinaus wurden verschiedene Themen und Instrumente in den „Lernen vor Ort“ Kommunen bearbeitet, wie zum Beispiel das Übergangsmanagement im Bereich Kita-Grundschule in Dessau-Roßlau, das Zusammenwirken mit Zivilgesellschaft und Stiftungen in Erfurt, die „Bildungspolitische Stunde“ im Stadtrat Leipzig, die nachbarsprachliche Bildung im Landkreis Görlitz sowie die Bildungsberatung im Kyffhäuserkreis und in Dresden.

Brücken bauen – Transfer 2018+

Der Transfer der Ergebnisse aus „Lernen vor Ort“-Standorten in die Kommunen der Transferinitiative ist unbestritten eine wichtige Säule beim Aufbau kommunaler Managementstrukturen. Gleichzeitig zeigen sich in allen Kommunen kommunale Bedarfe mit Blick auf die verschiedenen Themen im lebenslangen Lernen. Um den Austausch der ehemaligen Kommunen im Programm „Lernen vor Ort“ aus Mitteldeutschland zu befördern, lud die TransMit deshalb im Frühjahr 2018 zu einem Treffen. Mit großer Resonanz: Alle sechs Kommunen zeigten hohes Interesse an dem gemeinsamen Arbeitsgespräch. Es gab viel zu berichten, war dies doch die erste gemeinsame Zusammenkunft nach Programmende 2014.

An vielen Stellen konnte in den Städten und Landkreisen an die Arbeit im Rahmen von „Lernen vor Ort“ angeknüpft werden. In den Kommunen wurden dabei unterschiedliche Strukturen etabliert:  Bildungsbüros in Dresden und Dessau-Roßlau, die Abteilung Bildung im Amt für Jugend, Familie und Bildung in Leipzig, in Erfurt das Amt für Bildung unter der Marke Bildungsstadt, die Volkshochschule im Kyffhäuserkreis und im Landkreis Görlitz die Doppelspitze Kreisentwicklungsamt und Servicestelle Bildung/PONTES bei der Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz mbH (ENO).

Dennoch ist es nicht überall gelungen, die in der Projektlaufzeit entwickelten Strukturen, Prozesse, Instrumente und Netzwerke umfänglich zu verstetigen. Darüber hinaus bestimmen neue Herausforderungen – wie Digitalisierung, Integration und demographische Entwicklung – die bildungspolitische Diskussion und das Verwaltungshandeln in den Kommunen. Ehemalige „Lernen vor Ort“-Kommunen und die neuen Kommunen der Transferinitiative bewegen sich hier mit ähnlichem Wissens- und Erfahrungshintergrund.

Da der Transfer nicht linear von „Lernen vor Ort“-Kommunen zu Transferkommunen erfolgt, braucht es Formate für eine stärkere gegenseitige Unterstützung. Entsprechend dem geäußerten Bedarf nach kollegialem Austausch und Wissenstransfer zwischen den ehemaligen „Lernen vor Ort“-Kommunen, der TransMit und den Kommunen, die im Rahmen der Transferinitiative seit 2014 ein Kommunales Bildungsmanagement aufbauen, sind neue „Transferbrücken“ geplant, wie Arbeitstreffen bzw. in Abstimmung mit dem Fördermittelgeber die Möglichkeit der Teilnahme an Fachveranstaltungen.  Anliegen bleibt, den Kommunen einen eigenen offenen Austausch zu bieten und sie gleichzeitig über die Entwicklungen der Transferinitiative informiert zu halten, damit sie von diesen Erfahrungen profitieren.

 

Weiterlesen:
Ein Blick in die umfangreichen Veröffentlichungen und auf die Webseiten der ehemaligen „Lernen vor Ort“-Kommunen Dessau-Roßlau, Dresden, Erfurt, Landkreis Görlitz, Landkreis Kyffhäuser und Leipzig lohnt sich, um weitere Anregungen für die Arbeit in den Transferkommunen zu erhalten.

Kontakt

Dr. Cornelia Leser, Kommunalberatung Sachsen

Tel.: 0341-99392316 E-Mail: leser@dji.de